Berliner Morgenpost: Karten auf den Tisch

Eine Presseschau mit Fabio De Masi

02.09.2020

Berliner Morgenpost: Karten auf den Tisch, 02.09.2020, S.2

 

"Würde man das, was bisher zum Wirecard-Skandal bekannt ist, verfilmen, so würden die Kritiken wohl vernichtend ausfallen. Maßlos überzeichnet, unglaubwürdig, realitätsfern. Dass es sich nicht um einen überdrehten Thriller handelt, sondern sich so in der Realität abspielen konnte, wirft ein schlechtes Licht auf den Finanzstandort Deutschland. Bruchstückhaft kommen nahezu täglich neue Details ans Licht. Und wie beim Schwarzer-Peter-Spiel stecken sich alle Beteiligten gegenseitig die Verantwortung zu, die am Ende dann doch niemand übernehmen möchte. (...)

Dass stetig dunkle und noch unerkannte Ecken des Skandals ausgeleuchtet werden, liegt auch an der Expertise der Oppositionspolitiker, die sich mit dem Fall befassen: Der FDP-Politiker Florian Toncar ist Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Banken- und Finanzaufsicht, der Grünen-Abgeordnete Danyal Bayaz kennt das Innenleben von Strategieberatern und Wirtschaftsprüfern, er arbeitete vor seinem Bundestagseinzug bei der Boston Consulting Group. Und der Linke-Politiker Fabio De Masi wird im Bundestag von der politischen Konkurrenz trotz seiner Parteicouleur als Spezialist für Finanzkriminalität geschätzt und geachtet. 

Bisher war die Oppositionsarbeit im Fall Wirecard lehrbuchreif. Wenn sie nun durch einen Untersuchungsausschuss weiteren Schwung bekommt, dann ist das nur wünschenswert. Denn die Ermittlungen stehen erst am Anfang. (...)"