Spiegel: Die späten Einsichten zu Wirecard

Eine Presseschau mit Fabio De Masi

31.08.2020

Spiegel: Die späten Einsichten zu Wirecard

"Am Montagmorgen geben noch Handwerker den Ton an im Deutschen Bundestag. Lautstark bohren und flexen sie im Paul-Löbe-Haus, ehe in sieben Tagen die erste Sitzungswoche nach der Sommerpause beginnt. Doch kurz vor Mittag eilen Parlamentarier durch die Flure. Ihr Ziel: die aufgebauten Mikrofone vor dem Saal des Finanzausschusses. Dort findet am Montag und Dienstag die zweite Sondersitzung zur Wirecard-Affäre statt. Was die Volksvertreter gegen den Lärm der Maschinen sagen, klingt bereits nach Wahlkampf. (...)

Auch die Rolle von Guttenberg wirft nach Ansicht der Opposition weiterhin Fragen auf. Nach Darstellung des Kanzleramts hatte dieser seinen Termin mit Merkel als Privatmann vereinbart. Im Gespräch setzte sich Guttenberg dann aber sowohl für Wirecard, als auch für das IT-Unternehmen Augustus Intelligence ein, für das auch CDU-Jungstar Philipp Amthor arbeitete. "Dass die Kanzlerin die Kundschaft von Guttenberg in China abarbeitet, finde ich fragwürdig", sagt Linken-Finanzpolitiker Fabio De Masi. (...)

Der Skandal hat etwas von einem Filmthriller, der das politische Berlin in zunehmenden Maße elektrisiert. Auch deshalb ist es inzwischen sehr wahrscheinlich, dass die Opposition nach der zweiten Anhörung am Dienstag einen Untersuchungsausschuss fordern wird. FDP und Linke haben sich bereits dafür ausgesprochen, die Grünen zögern noch. Zusammen würden die drei Parteien das notwendige Quorum von einem Viertel der Abgeordneten erreichen, ohne auf Stimmen der AfD angewiesen zu sein. (...)

Linkenpolitiker De Masi hat nach eigenen Angaben eine Flasche Rotwein darauf gewettet, dass es einen solchen Ausschuss geben werde. (...)"