Handelsblatt: Der Wirecard-Skandal kratzt nicht nur am Image von EY: Auftragsvergabe der Bundesregierung in der Kritik

Eine Presseschau mit Fabio De Masi

30.08.2020

Handelsblatt: Der Wirecard-Skandal kratzt nicht nur am Image von EY: Auftragsvergabe der Bundesregierung in der Kritik

 

 

"Die KfW ist seit Jahren ein guter Kunde von Ernst & Young. Seit 2016 ist die staatliche Förderbank Mandantin der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Ob das auch in Zukunft so sein wird, ist allerdings offen.

Nachdem EY zehn Jahre lang beim Skandalunternehmen Wirecard die frisierten Bilanzen uneingeschränkt durchgewinkt hat, wächst der politische Druck, EY nicht mehr ganz so üppig mit staatlichen Aufträgen zu versehen. (...)

So hat auch Minister Jens Spahn (CDU) in der Corona-Pandemie EY mit zwei Mandaten zur „kaufmännischen Unterstützung zur Beschaffung von persönlicher Schutzausrüstung, insbesondere Schutzmasken“, beauftragt.

„Für die Unterstützungsleistungen im Rahmen der Betriebsführung“ seien insgesamt rund 9,5 Millionen Euro für EY vorgesehen, teilt das Ministerium mit. Das weitere aktuell laufende, aber größtenteils abgeschlossene Mandat umfasse ein Volumen von bisher rund 3,8 Millionen Euro.

Da der Zeitdruck aufgrund der Corona-Pandemie hoch war, erfolgte die Auftragsvergabe ohne jede Ausschreibung. Das Mandat wurde direkt an EY vergeben, wie aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage des Linken-Politikers Fabio De Masi hervorgeht.

Das stößt auf Kritik. Große Aufträge ohne Ausschreibung mögen in der Coronakrise wegen der Defizite im nationalen Katastrophenschutz nachvollziehbar sein, sagt De Masi. „Die Bundesregierung sollte aber erläutern, weshalb auch zuvor Aufträge ohne Ausschreibung an EY vergeben wurden. Nicht erst seit dem Wirecard-Skandal stehen große Wirtschaftsprüfer wie EY aufgrund ihrer Marktmacht und Interessenkonflikten in der Kritik.“ (...)"