FAS: So ungerecht sind die Steuern

Wer mehr verdient, zahlt höhere Steuern: Gegen dieses Prinzip wird ständig verstoßen. Eine Presseschau mit Fabio De Masi

02.02.2020
Presseschau

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: So ungerecht sind die Steuern (2.2.2020)

"Die erste Ungerechtigkeit im deutschen Steuersystem betrifft die Leute, die überhaupt keine Steuern bezahlen. Das klingt nur im ersten Moment paradox. Wenn sich aber gutbezahlte Leute darüber ärgern, dass der Staat ihnen von jedem verdienten Euro nur ungefähr 50 Cent lässt, dann empfiehlt sich ein Blick ans andere Ende der Steuerkurve, zu den Geringverdienern. Von ihnen erhebt der Fiskus zwar teils gar keine Steuern, bei Singles zum Beispiel nicht, bis sie rund 10 000 Euro verdienen. Die Linkspartei hat in ihrem Steuersenkungskonzept vor, den Freibetrag um rund 3000 Euro zu erhöhen. Doch das heißt längst nicht, dass Geringverdiener von ihrem verdienten Geld alles behalten dürften - im Gegenteil: Nur 100 Euro im Monat sind frei, danach bleiben von jedem verdienten Euro nur 20 Cent, manchmal wird es noch weniger. Damit sind Geringverdiener schlechter dran als die Hochverdiener. (...)

Im Zusammenspiel mit den Steuern entsteht jedenfalls eine paradoxe Situation: Die prozentual höchsten Abgaben haben nicht etwa die reichsten Leute, sondern diejenigen, die zwar schon den Spitzensteuersatz zahlen und für die der Solidaritätszuschlag nicht komplett abgeschafft wird, die aber auch noch die vollen Rentenversicherungsbeiträge zahlen müssen. Ihnen bleiben von jedem zusätzlich verdienten Euro nur rund noch 43 Cent. Wer noch mehr verdient, lässt schon wieder einen kleineren Teil seines Einkommens beim Staat. "Die Linke will die Beitragsbemessungsgrenzen anheben und mittelfristig abschaffen", sagt ihr stellvertretender Fraktionschef Fabio De Masi. Alternativ könnte man die Steuern nach der Beitragsbemessungsgrenze erhöhen - oder vorher senken."