Stuttgarter Nachrichten: Ein Fahndungsaufruf zeigt Wirkung

Raubkunst: Nach langer Odyssee hat Deutschland ein im Krieg geraubtes Gemälde an Italien zurückgegeben. Eine Presseschau mit Fabio De Masi

21.07.2019

Stuttgarter Nachrichten: Ein Fahndungsaufruf zeigt Wirkung

"Die Pfingstrosen und Nelken hängen schon etwas die Köpfe, Fliegen und andere Insekten haben sich ihrer bereits bemächtigt. Auf einem rostroten Marmortisch steht die tönerne Vase mit dem üppigen Blumenarrangement. Neben der „Vaso di Fiori“ sind in der Galleria Palatina im Palazzo Pitti die Flaggen Italiens und Europas positioniert. Wie passend: Das Gemälde des Malers Jan van Huysum (1682-1749), eines Niederländers, wurde 1944 von einem deutschen Wehrmachtssoldaten aus Italien entwendet. Am vergangenen Freitag, 75 Jahre später, wurde es von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) offiziell an die Uffizien zurückgegeben.

„Diese ganze Geschichte hatte von Anfang an eine europäische Dimension“, sagt Eike Schmidt, der Direktor der Uffizien in Florenz, zu denen auch der Palazzo Pitti gehört. Immerhin war das Stillleben 1824 vom toskanischen Großherzog Leopold von Habsburg-Lothringen an die Uffizien übergeben worden. Aus einem Depot in Montagnana, unweit von Florenz, wurde es dann Ende des Zweiten Weltkrieges gestohlen. Seitdem galt das Werk als verschollen. Bis die Familie des Wehrmachtssoldaten sich nach der Wende 1991 an ein bekanntes Auktionshaus wandte, um das Bild zu verkaufen (...) 28 Jahre dauerten die Verhandlungen mit den Nachfahren, bis es zu einer Einigung kam. (...)

Normalerweise sei es wirksamer, solche Geschichten im Schatten der Öffentlichkeit zu verhandeln, so Uffizien-Direktor Schmidt, doch irgendwann sei ihm der Kragen geplatzt und er habe sich mit seinem „Fahndungsaufruf“ für den anderen Weg entschieden. Das zeigte Wirkung: Nach einer kleinen Anfrage im Bundestag des Linken-Abgeordneten Fabio De Masi sagte die Bundesregierung ihre Unterstützung in der Sache zu. Schmidt war aber noch ein anderer Aspekt wichtig: So hatte es immer wieder Drohungen gegeben, das Werk von Van Huysum anderweitig zu veräußern, sollte der italienische Staat den Zahlungsforderungen nicht nachkommen."