Wirtschaftsprüfer steuern die EU

Eine Presseschau mit Fabio De Masi

10.07.2018
Wer sind die Big Four? [Steuerkaraoke 14 mit Fabio De Masi]

Neues Deutschland: Wirtschaftsprüfer steuern die EU

"Eine Studie zeigt den Einfluss von PriceWaterhouse Coopers, Deloitte & Co. in Brüssel auf

»The Big Four« (»Die Großen Vier«) werden die weltweit führenden und agierenden Wirtschaftsprüfungsunternehmen PriceWaterhouse Coopers (PWC), Deloitte, KPMG und EY genannt. Dabei checken sie nicht nur Bilanzen auf ihre Richtigkeit. Sie machen vor allem auch das: Sie helfen internationalen Konzernen, aggressiv Steuern zu vermeiden. Allein den EU-Staaten gehen dabei Schätzungen des EU-Parlamentes zufolge Einnahmen in Höhe von 160 bis 190 Milliarden Euro jährlich verloren. (...)

PWC, Deloitte und Co. intervenierten seinerzeit massiv dagegen. Die EU-Kommission hatte noch nicht ihren Vorschlag vorgelegt, da hatten sich die Wirtschaftsprüfer schon zu Wort gemeldet. EY wollte »wirtschaftlich sensible Informationen« schützen und Deloitte drängte auf einen »freiwilligen Ansatz«. Unterstützung erhielten sie aus Deutschland. Eine öffentliche länderbezogene Berichterstattung bringe »kaum zusätzlichen Nutzen« und sei »darüber hinaus mit erheblichen Risiken für berichtende Unternehmen verbunden«, hieß es 2016 seitens des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Letztlich verhinderte der damalige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble eine öffentliche länderbezogene Berichterstattung.

Für Fabio De Masi sind die »Big Four« wie der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz. »Das Prüfungs- und Steuerberatungsgeschäft muss endlich strikt getrennt und schwere Beihilfe zu Steuerhinterziehung hart sanktioniert werden, etwa mit dem Entzug der Geschäftslizenz«, sagt der LINKE-Bundestagsabgeordnete gegenüber »nd«. Als De Masi noch im EU-Parlament war, gab seine Fraktion über die »Big Four« eine Studie in Auftrag. Ergebnis: Die Wirtschaftsprüfer geben in ihren Transparenzberichten nicht das wahre Ausmaß ihrer globalen Geschäfte bekannt und beschäftigen in Steueroasen besonders viele Angestellte. »Sie sind als Experten in EU-Gremien keine ehrlichen Makler, da sie als Dienstleister für große Konzerne Steuerdeals mit Ländern wie Luxemburg aushandeln und schwarze Löcher in die Steuergesetze reißen«, folgert De Masi."