Wahlkampf mit Verspätung

30.05.2024

FAZ: Wahlkampf mit Verspätung

An der Frankfurter Hauptwache wirbt das Bündnis Sahra Wagenknecht um Stimmen bei der Europawahl. Zunächst ist allerdings Geduld gefragt.

Seit Wochen schon hängt in der Nähe der Hauptwache ein Plakat. „Sahra kommt“, steht darauf. Sahra Wagenknecht, die nach ihrem Austritt aus der Linkspartei das nach ihr benannte Bündnis gegründet hat, geht vor der Europawahl auf Stimmenfang. Zunächst aber verspätet sie sich. Das Publikum an der Hauptwache war am Mittwochabend gerade so schön in Stimmung gekommen, da verkündet der Spitzenkandidat Fabio De Masi, der Wagenknecht von der Linkspartei ins Bündnis gefolgt ist, dass noch „etwas mehr“ Zeit zu überbrücken sei. Ein Liedermacher wird ans Mikrofon gelassen, doch nach dem dritten Lied leert sich die Hauptwache langsam. Es mögen vielleicht 500 Zuhörer sein, die ihren Weg zu der Wahlkampfveranstaltung gefunden haben. De Masi sieht zwar „junge und alte Menschen“, aber es sind vor allem ältere und in der Mehrheit Männer. Jemand hält eine selbst ­genähte Fahne hoch, für die er die russische mit der deutschen Flagge gekreuzt hat. Auch eine Palästinaflagge weht im Wind. Am größten aber ist eine Friedensfahne mit einer weißen Taube auf hellblauem Grund. De Masi, der als ­ „Finanzdetektiv“ angekündigt wird, trifft offenbar den Ton. „Man könnte verrückt werden an den Debatten in Deutschland“, meint er – zum Beispiel daran, dass mit Rheinmetall ein Rüstungsunternehmen Trikotsponsor von Borussia Dortmund werden solle.

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