Tagesspiegel: Wer wusste was bei Wirecard?

Eine Presseschau mit Fabio De Masi

16.11.2020

Tagesspiegel: Wer wusste was bei Wirecard?

 

"Es wird spannend im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags. Sechs Wochen nach der offiziellen Einsetzung beginnen am Donnerstag die Zeugenbefragungen. Im Mittelpunkt wird gleich eine, wenn nicht die Hauptfigur in dem Betrugs- und Pleiteskandal um den Zahlungsdienstleister und Dax-Börsenstar stehen: Michael Braun, der Vorstandsvorsitzende der Firma mit Sitz in Aschheim in Bayern, ist geladen. (...)

Aber Braun und zwei weitere Wirecard-Manager – Oliver Bellenhaus und Stephan Freiherr von Erffa – sitzen in Untersuchungshaft. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet auf gewerbsmäßigen Bandenbetrug, indem über Scheingeschäfte höhere Umsätze und Gewinne dargestellt wurden und so auch Kredite erschwindelt werden konnten. Werden Braun & Co. also auf Fragen reagieren? Oder sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht berufen? Und treten sie überhaupt auf in der Runde im Bundestag? (...)

Im Bundestag will man von einer Videobefragung oder von Ausladungen nichts wissen und pocht auf Präsenz. Der Linken-Abgeordnete Fabio De Masi sagt: „Ich würde Herrn Braun auch im Pyjama vorführen lassen. Es ist wichtig für die Öffentlichkeit, dass der größte Finanz- und Bilanzskandal der jüngeren deutschen Nachkriegsgeschichte öffentlich verhandelt wird.“ (...)

Ohnehin geht es im Bundestagsausschuss weniger um die möglichen Taten der Wirecard-Manager an sich. Das Ziel ist ein anderes, de Masi formuliert es so: „Aufgabe des Ausschusses ist es, politische Verantwortung zu klären und das Aufsichtsversagen in Deutschland aufzuarbeiten, damit sich so ein Fall nicht wiederholt.“ (...)"