Tagesspiegel: Warum der linke Finanzexperte Fabio de Masi dem Bundestag "Ciao" sagt

Eine Presseschau mit Fabio De Masi

25.02.2021

Tagesspiegel: Warum der linke Finanzexperte Fabio de Masi dem Bundestag "Ciao" sagt

 

"Er ist einer der Chefaufklärer im Wirecard-Ausschuss. Seine Erklärung, warum er nicht mehr kandidiert, ist bemerkenswert, er liest der Linken die Leviten. (...)

Nach dem angekündigten Rückzug des Linken-Außenpolitikers Stefan Liebich aus dem Bundestag ist das ein weiterer Schlag für das Realo-Lager – und für alle, die irgendwie noch auf eine rot-rot-grüne Machtoption hoffen. De Masi ist einer, der sich nicht in der reinen Lehre verharkt, sondern offen für Kompromisse ist, gestalten will. (...)

Die Weltläufigkeit von de Masi zeigt sich schon bei einem Besuch in seinem Bundestagsbüro von Fabio de Masi. Er hat Bilder von Muhamed Ali, genauso wie eine Büste von Albert Einstein und von Papst Franzskus in seinem Büro. Aber das mit Abstand größte Gemälde ist die Darstellung einer Parlamentsprügelei aus der Ukraine. Der linke Verteidiger des FC Bundestag mag auch Raufereien, verbaler Natur, er hat Finanzminister Olaf Scholz im Wirecard-Skandal und der Warburg-Affäre getriezt, liefert sich mit dessen Finanzstaatssekretär Wolfgang Schmidt manch erhellendes Twitter-Duell, kämpft für eine Einhegung und Besteuerung der großen Digitalkonzerne. Die italienischen Wurzeln zeigen sich schon im hervorragenden Espresso, den er Gästen im Büro zubereitet. Und er hatte keine Scheuklappen, zusammen mit Florian Toncar (FDP) und Danyal Bayaz (Grüne) gemeinsam in mühevoller Dettektivarbeit die Puzzlestücke im Wirecard-Skandal zusammenzutragen, die drei Oppositions-Aufklärer pochten auf die nun erfolgende Neuaufstellung der Finanzaufsicht Bafin. (...)

Auf Tagesspiegel-Nachfrage, was er nun plane, sagt de Masi: „Ein bisschen Zeit mit meinem Sohn, ans Meer, wenn das irgendwann wieder geht.“ Er überlegt längere Zeit in Südafrika zu verbringen. Und er habe so ein bisschen die „spinnerte Idee“, vielleicht Abgeordnete in anderen Ländern zu beraten, auszubilden bei der Bearbeitung von Finanzskandalen. (...)"