FAZ: War Marsalek ein österreichischer Spion?

Eine Presseschau mit Fabio De Masi

30.10.2020

FAZ: War Marsalek ein österreichischer Spion?

 

"Zum Finanzskandal um den insolventen früheren Dax-Konzern Wirecard könnte nun ein politischer Skandal um dessen untergetauchten Finanzvorstand Jan Marsalek hinzukommen. Der soll Österreichs Verfassungsschutz zugearbeitet haben. So sieht es das Bundesjustizministerium: „Dem Generalbundesanwalt liegen Anhaltspunkte vor, dass der österreichische Staatsangehörige Jan Marsalek von einem Mitarbeiter des österreichischen Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) als Vertrauensperson geführt wurde.“ Staatssekretär Christian Lange teilte auf die Frage des Linken-Abgeordneten Fabio De Masi mit, man habe den Verdacht, dass dieser Mitarbeiter des BVT Marsalek vier streng geheime Berichte der Organisation für das Verbot chemischer Waffen überlassen habe. Der Generalbundesanwalt prüfe, ob es einen Anfangsverdacht für eine Straftat gebe. (...)

De Masi sagte der F.A.Z., dass er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefordert habe, ihren Amtskollegen Sebastian Kurz anzurufen, um ihn zu fragen, „was die Österreicher auf deutschem Hoheitsgebiet womöglich treiben“. Wenn sich die Verdachtsmomente bestätigen sollten, müsse der österreichische Botschafter herbeizitiert werden. „Es geht hier nicht um eine Lappalie, sondern es geht darum, dass hier möglicherweise auch Spionagetätigkeit ausgeführt wurde.“ Die entscheidende Frage sei, ob Marsalek Kenntnisse über Wirecard oder deutsche Amtsträger nach Wien berichtet habe.

Zu Gerüchten, wonach der frühere Manager mit österreichischem Pass auch für andere Geheimdienste gearbeitet habe, sagte De Masi: „Ich halte das für zumindest nicht unwahrscheinlich.“ Marsalek soll enge Verbindungen nach Russland unterhalten, wo er untergetaucht sein könnte. Wirecard sei mit seiner Vielzahl an Finanztransaktionen interessant gewesen für jeden Geheimdienst, auch mit den Möglichkeiten, über das Unternehmen Zahlungen abzuwickeln, sagte de Masi. Bisher gebe es dazu aber noch keine belastbaren Erkenntnisse. (...)"