Spiegel: Warum der Wirecard-Aufklärer von seiner Partei enttäuscht ist

Eine Presseschau mit Fabio De Masi

28.08.2020

Spiegel: Warum der Wirecard-Aufklärer von seiner Partei enttäuscht ist

 

"Karrieren Im Fall Wirecard treibt Fabio De Masi Bundesregierung und Finanzaufsicht vor sich her. Nur an seiner eigenen Partei leidet der Sozialist bisweilen.

Fabio De Masi hätte mittendrin landen können, im Schmutz der Finanzindustrie. Ende der Nullerjahre, als ihm nach dem Volkswirtschaftsstudium in Hamburg eine Einladung zum Vorstellungsgespräch der HSH Nordbank auf den Tisch flatterte: Assistent von Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher, attraktive Bezahlung, Mitarbeit in einer ambitionierten Bank auf dem Sprung an die Börse. Doch der heutige Bundestagsabgeordnete der Linken lehnte ab. (...)

Kryptowährungen, Cum-Ex-Steuerdeals, Geldwäsche — De Masi steht auf dicke Bretter. Nicht alle interessieren die breite Öffentlichkeit so sehr wie der Betrug beim ehemaligen Dax-Konzern Wirecard. Seit Wochen attackiert der Linkenpolitiker im Finanzausschuss die Bundesregierung und die ihr unterstellte Finanzaufsicht Ba-Fin, um deren Mitverantwortung in der Wirecard-Affäre aufzudecken. (...)

"De Masi ist kein orthodoxer Linker", sagt sein Ausschusskollege Frank Schäffler, als FDP-Mann vom anderen Ende des politischen Spektrums. "Bei Wirecard hat er als einer der Ersten den Finger in die Wunde gelegt und sich sehr tief eingearbeitet." Beim Lobbyverband der privaten Banken BdB, den er wegen dessen Verstrickung in den Cum-Ex-Skandal immer wieder angreift, mag man sich lieber nicht äußern; insgeheim aber wird seine Fachkompetenz auch dort geschätzt. (...)

Dass De Masi zur Bundestagswahl noch mal antritt, ist nicht sehr wahrscheinlich. Reizen würde ihn eine Rolle als Politikberater in Fragen der Regulierung von Fintechs, jungen Finanzfirmen, die den etablierten Banken einheizen; und irgendwann vielleicht etwas Unternehmerisches. 

Endgültig entschieden hat er sich noch nicht. Aber, so viel steht fest, Scholz und Hufeld würden ihn nicht vermissen."