Spiegel: Staatsbank verlängerte Wirecard noch im Herbst 2019 die Kreditlinie

Eine Presseschau mit Fabio De Masi

14.09.2020

Spiegel: Staatsbank verlängerte Wirecard noch im Herbst 2019 die Kreditlinie

 

"Für die Regierung wird der Skandal um die Wirecard-Pleite immer peinlicher: Nach SPIEGEL-Informationen gewährte die staatseigene KfW IPEX-Bank auch nach Bekanntwerden schwerer Manipulationsvorwürfe weitere Gelder. (...)

Allerdings nehmen die Abgeordneten die Fortschreibung des Kredits nun erneut zum Anlass, die Bundesregierung und die staatlichen Institutionen wegen ihrer laxen Haltung gegenüber dem schon damals hochumstrittenen Konzern zu kritisieren. "Dass die IPEX die Kreditlinie für Wirecard im September verlängern hat, obwohl sich heftige Vorwürfe gegen das Unternehmen häuften, wirft kein gutes Licht auf das Risikomanagement der KfW", sagte der Obmann der Linken im Finanzausschuss, Fabio De Masi, dem SPIEGEL. (...)

"Es schafft kein Vertrauen, dass die Bundesregierung nicht offen beantworten will, ob die IPEX-Bank der KfW und damit die öffentliche Hand einen Teil des 100-Millionen-Euro-Kredits abschreiben muss", kommentiert Linken-Finanzexperte De Masi.

Erneut rücken durch die Antwort auf die Informationsbitte des Parlaments auch die Mitarbeiter der Bafin und deren privates Investitionsverhalten in den Blick. In einer früheren Unterrichtung musste das Finanzministerium einräumen, dass Bafin-Beamte umfangreich mit Wirecard-Aktien gehandelt haben - und das sogar umso mehr, als die Vorwürfe gegen Wirecard zahlreicher wurden. Im ersten Halbjahr 2020 entfielen 2,4 Prozent aller von Bafin-Mitarbeitern gehandelten Aktien auf jene des Aschheimer Zahlungsabwicklers. (...)

Für den Finanzexperten der Linken, De Masi, besteht weiter dringender Aufklärungsbedarf: "Warum wird nicht offengelegt, in welchen Abteilungen in welchem Umfang gehandelt wurde?", fragt er.

Der Parlamentarier ist nicht überzeugt davon, dass nicht doch Informationen von Mitarbeitern, die mit Wirecard befasst sind, zu jenen wandern, die mit Wirecard-Aktien handeln. Er ist auch nicht damit zufrieden, dass jetzt die Standards übernommen werden sollen, die etwa für die Europäische Zentralbank gelten. "Ich besitze etwa als Bundestagsabgeordneter keine Aktien, da ich Zugang zu marktrelevanten Informationen habe", sagte De Masi dem SPIEGEL und fordert: "Das muss alles strenger geregelt werden.""