Spiegel: Merkel thematisierte Wirecard persönlich

Die Bundesregierung räumt ein, dass Kanzlerin Merkel bei einer Chinareise im September 2019 den Skandalkonzern Wirecard zur Sprache brachte. Der SPIEGEL hatte zuvor das Engagement des Kanzleramts enthüllt.

20.07.2020

Welt: Opposition will Rolle des Kanzleramts im Fall Wirecard untersuchen

"Die Rolle der Bundesregierung im Wirecard-Skandal wirft viele Fragen auf - eine davon ist nun beantwortet. Nachdem der SPIEGEL berichtet hatte, dass sich das Kanzleramt bei einer Chinareise von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für den Zahlungsdienstleister aus Deutschland eingesetzt hatte, räumt nun die Bundesregierung ein, dass Merkel Wirecard persönlich zum Thema machte. "Sie hat es angesprochen", sagte Sprecherin Ulrike Demmer. Details zum Inhalt der Gespräche nannte sie nicht. Grundsätzlich setze sich das Kanzleramt auf Auslandsreisen immer wieder für deutsche Unternehmen ein.  

Der SPIEGEL hatte am Freitag über die erfolgreiche Lobbyarbeit von Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg für den Markteintritt Wirecards in China bei Bundeskanzlerin Merkel berichtet. Das Kanzleramt gestand ein, dem Unternehmen eine "Flankierung" im Rahmen der Reise im September 2019 gewährt zu haben, ließ in seiner Antwort allerdings offen, wie genau das Thema angesprochen wurde - und vor allem von wem.  (...)

Die Linke im Finanzausschuss hält einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss für "unvermeidlich", so deren Finanzexperte Fabio de Masi. Auch die FDP sieht das Parlament kurz vor der Einrichtung eines solchen Gremiums. Bei den Grünen wägt man bislang ab. Man sei, so deren Finanzexperte Danyal Bayaz, nach den aktuellen Entwicklungen einen weiteren Schritt Richtung Untersuchungsausschuss. Allerdings müsse zunächst abgewartet werden, wie viele Informationen die Regierung in der kommenden Woche bereitstelle, sagte Bayaz dem SPIEGEL."