N-TV: Wirecard – Bilanzbetrug lief wohl schon seit 2014

Der Wirecard-Bilanzskandal scheint immer größere Dimensionen anzunehmen. Eine Presseschau mit Fabio De Masi

02.07.2020

N-TV: Wirecard – Bilanzbetrug lief wohl schon seit 2014

"Einem Medienbericht zufolge soll die Führungsriege den Betrug schon vor Jahren geplant haben - das erhöht auch den Druck auf die Aufsichtsorgane. Sechs Tochtergesellschaften melden unterdessen ebenfalls Insolvenz an.

Der kürzlich aufgedeckte Bilanzskandal von Wirecard soll einem Medienbericht zufolge schon viel länger andauern als bisher vermutet. Wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft München berichtet, hat der insolvente Zahlungsdienstleister seine Umsätze und Erlöse bereits in der Jahresbilanz 2015 mit vorgetäuschten Milliardeneinnahmen aufgebläht. Ziel sei demnach seit 2014 gewesen, "den Konzern finanzkräftiger und somit attraktiver erscheinen zu lassen, als das tatsächlich der Fall war", schreibt die SZ.

Seit 2016 berichteten Zeitungen wie die britische "Financial Times" (FT) über mutmaßlich fiktive Umsätze von Wirecard. Nun stehen auch die Aufsichtsorgane wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) unter Druck, die die dubiosen Machenschaften des Finanzdienstleisters offenbar trotzdem fünf Jahre lang nicht bemerkten. Stattdessen hatte die Bafin 2019 Anzeige gegen die FT wegen angeblicher Manipulation des Börsenkurses von Wirecard erstattet. Der Konzern selbst gestand erst Mitte Juni ein, dass in der Jahresbilanz 1,9 Milliarden Euro fehlen und das Geld vermutlich gar nicht existiert. Vor einer Woche stellte das Unternehmen einen Insolvenzantrag. (...)

Auch der Linken-Fraktionsvize Fabio De Masi übte Kritik an Scholz, der gesagt habe, die Bafin habe in dem Fall einen harten Job gemacht. "Wenn das ein harter Job war, dann will ich nicht wissen, wie der schlechte Job aussieht", sagte er. "Wir müssen auch über Politikversagen sprechen." Der FDP-Finanzexperte Frank Schäffler kündigte an, dass seine Fraktion den Vorgang parlamentarisch untersuchen lassen wolle. "Wenn Sie da nicht mitmachen, ... dann wird das ein Fall des Finanzministers, denn er hat die Rechtsaufsicht über die Bafin", warnte er die Koalition. (...)"