Tagesschau: Wie Wirecard tricksen konnte

Wie konnte Wirecard womöglich Milliardengewinne erfinden und die Bilanzen fälschen? Haben die Aufsichtsbehörden versagt? Seit Jahren gab es bereits Berichte über Manipulationen beim DAX-Unternehmen.

24.06.2020

Tagesschau: Wie Wirecard tricksen konnte

"Die britische "Financial Times" (FT) hat längst ein eigenes Dossier auf ihrer Webseite. Unter "Inside Wirecard" sind die jahrelangen Recherchen ihrer Reporter aufgelistet, die seit 2015 immer wieder über Hinweise auf Tricksereien, undurchsichtige Geldströme und mögliche Bilanzfälschungen berichteten. Wirecard nannte das "falsche und irreführende Behauptungen" oder "ungenaue, irreführende und diffamierende" Medienberichte. Wirtschaftsprüfer und Finanzaufsicht schauten offenbar jahrelang nicht genau hin. Im Gegenteil: Sie gingen stattdessen gegen FT-Journalisten vor.

Die Aufsichtsbehörde BaFin stellte im April vergangenen Jahres Strafanzeige gegen zwei FT-Reporter und mehrere Börsenhändler. Begründung: Mit den Enthüllungsgeschichten hätten sie einen Kursrutsch bei Wirecard auslösen wollen, um sich dann mithilfe von Brokern durch Wetten auf fallende Kurse bereichern zu können. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen Marktmanipulation ein. Wirecard konnte sich mal wieder als Opfer einer Verschwörung inszenieren. (...)

Der Finanzausschuss des Bundestages will sich noch vor der Sommerpause mit der Rolle der Finanzaufsicht befassen. "Wenn schon der BaFin-Präsident von einem Skandal spricht, dann muss dies auch Konsequenzen für seine Behörde nach sich ziehen", sagte die Ausschuss-Vorsitzende Katja Hessel (FDP) der Funke-Mediengruppe. Die Linkspartei ging noch weiter: "Auch personelle Konsequenzen an der Spitze der BaFin sind zu prüfen", sagte Fraktionsvize Fabio de Masi.

Der am vergangenen Freitag zurückgetretene Wirecard-Chef Markus Braun muss sich nun wegen des Vorwurfs der Bilanzfälschung und der Marktmanipulation verantworten. Die fünf Millionen Euro Kaution für seine Freilassung aus der Untersuchungshaft waren für ihn kein Problem: Noch unmittelbar vor seinem Rücktritt verkaufte er einen großen Teil seiner Wirecard-Aktien. (...)"