Berliner Zeitung: Wirecard: Das Schweigen des Paten

Eine Presseschau mit Fabio De Masi

20.11.2020

Berliner Zeitung: Wirecard: Das Schweigen des Paten[1]

 

"Nach dem bizarren Auftritt des früheren Wirecard-Chefs Markus Braun vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss am Donnerstag wollen sich die Abgeordneten nicht mit dem Schweigen des Managers zufriedengeben. Braun hatte während des gesamten Ausschusses auf jede Frage mit dem Hinweis geantwortet, dass er diese Frage nicht beantworten wolle. (...)

Fabio De Masi von der Linken zu den nächsten Schritten: Braun müsse zu „Kontakten in die Politik“ aussagen: „Wir werden das vor Gericht prüfen lassen. Es kann dann auch Beugehaft verhängt werden, die nicht auf die Strafe vor Gericht angerechnet wird.“ (...)

Das Verhalten von Markus Braun bewerten die Abgeordneten negativ. Fabio De Masi sagte dieser Zeitung: „Wer nicht einmal die Frage beantworten möchte, ob er eine Tochter hat, und für seine eigene Familie klarstellen möchte, ob er Zahlungen für Kinderpornos über Wirecard abgewickelt hat, muss auf vielen Leichen sitzen. Er hat Fragen zum Untersuchungsgegenstand wie seine Kontakte in die Politik nicht beantwortet. Herr Braun ist total unglaubwürdig. Daher kann seine einzige Aussage, wonach er Opfer von Betrug ist und die Politik unschuldig, nur als Lüge qualifiziert werden. Der ‚Alpen-Steve-Jobs‘ wirkte auf mich wie der gefährliche Pate einer Mafia. Er muss wie viele andere sehr froh sein, dass Marsalek untergetaucht ist und als Sündenbock herhält. Unter Druck knickte er aber an einer Stelle ein, als ich ihm entlocken konnte, dass er ab morgen vor der Staatsanwaltschaft aussagen würde. Es wird sich schnell erweisen, ob dies erneut gelogen war.“ (...)

Auch die Auftritte der anderen ehemaligen Wirecard-Mitarbeiter konnten die Angeordneten nicht überzeugen. Fabio De Masi: „Die Aufsichtsrätin von Deutsche Wohnen und zuvor Wirecard, Tina Kleingarn, wollte durch hohes Selbstvertrauen beeindrucken. Dies fiel aber immer dann in sich zusammen, wenn es um konkrete Fragen zu illegalen Geschäften der Wirecard wie Abwicklung von Zahlungen für Online-Glücksspiel ging. Herr von Erffa, der Cousin von Beatrix von Storch und Head of Accounting, wollte uns letzte Woche noch verklagen. Er ist in der Zelle wohl zur Besinnung gekommen und hat eine umfassende Aussage in Aussicht gestellt. Herr Bellenhaus hat sich immerhin sogar entschuldigt und auch umfassende Kooperation angekündigt. Es wird daher einsam um Herrn Braun.“ (...)"

Links:

  1. https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/wirecard-das-schweigen-des-paten-li.120380