Wirtschaftsmärchen: Mythos Geld (Teil 3)

Berliner Zeitung

23.05.2023
Frankfurt am Main, Hessen, 30.11.2011

In dieser dreiteiligen Serie blickt unser Kolumnist und Ex-Finanzpolitiker Fabio De Masi anlässlich der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor auf verbreitete Wirtschaftstheorien.

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Teil 1

Teil 2

Wirtschaftsmärchen: Mythos Geld (Teil 3)

 

Teaser: Im ersten und zweiten Teil des Essays ging es um die Probleme mit den Modellen des ökonomischen Mainstreams. Im dritten und letzten Teil der Serie Wirtschaftsmärchen betrachtet unser Kolumnist, der Ökonom und Ex-Finanzpolitiker Fabio De Masi, wie die Entstehung unseres Geldes in Lehrbüchern und im Fernsehen häufig falsch erklärt wird. Dies führt auch zu falschen Schlussfolgerungen, etwa bei der Regulierung von Banken oder der Bekämpfung von Inflation bzw. Preisschocks.

Die Verbreitung falscher Ideen vom Geld und Finanzkrisen hat dramatische Auswirkungen auf die Politik. Sie führen zu falscher Regulierung der Banken und einer Bekämpfung der Inflation, die höhere ökonomische und soziale Kosten verursacht als nötig. Die Gelddebatte ist also nicht einfach ein Zeitvertreib für eitle Wissenschaftler. In seinem Buch „Geld und Kredit: Eine €-päische Perspektive“ schreibt der Ökonom Dirk Ehnts: „Ein grundlegendes Verständnis von Geld und Kredit ist wichtig, um die Möglichkeiten unserer Gesellschaft zu erkennen.“ Eine Gesellschaft, die ihre Probleme von sozialer Ungleichheit, der erhöhten Inflation bis zum Klimawandel lösen will, braucht daher ökonomische Bildung.

In der ARD-Börsensendung war etwa kürzlich zu vernehmen, Banken würden Ersparnisse der Bürger einsammeln und diese dann als Kredite verleihen. Im ZDF war vor einer Weile zu sehen, die Zentralbanken hätten zu viel „Geld gedruckt“ und so die Inflation befeuert.

Dabei sind es die Geschäftsbanken, die die meiste Kaufkraft in Form von Bankguthaben schaffen (auch wenn es nur Zahlen auf Computern sind). Sie können das sogenannte Giralgeld per Knopfdruck erschaffen und brauchen dazu weder die Ersparnisse der Kunden  noch Zentralbankgeld. Selbst die Bundesbank bestätigt dies. Dass Banken dennoch ins Taumeln geraten, wenn Kunden ihr Geld abziehen, wie kürzlich in der Bankenkrise, hat einen anderen Grund. Dazu gleich mehr.

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