Marsalek: Most Wanted! Wirklich?

23.05.2022

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Kaum einer hat sich mit den Verstrickungen um Wirecard so intensiv befasst wie der Linke-Politiker Fabio De Masi, auch als Obmann seiner Fraktion im entsprechenden Untersuchungs-ausschuss. Er sagt heute, er glaube, dass die deutschen Nachrichtendienste längst mehr über Marsalek wussten. Immerhin habe sogar Ex- Staatsminister Schmidbauer dessen Treiben verfolgt: „Ich halte es für völlig ausgeschlossen, dass der BND von diesen Aktivitäten nichts mitbekommen hat.“

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Selbst einige mit Beziehungen zum Berliner Politbetrieb legten offenkundig weiter falsche Fährten. Fabio De Masi berichtet WELT AM SONNTAG abenteuerliche Dinge, und zwar über den ehemaligen Bundeswehrgeneral und früheren Berater von Kanzlerin Angela Merkel Erich Vad. Vad hatte an Abendrunden mit Marsalek im Münchner „Käfer“ teilgenommen. Vad kam nun im Juli 2021 auf Politiker De Masi zu und sagte diesem laut dessen Aussage, „dass sich Herr Marsalek nicht in Russland befände und der israelische Mossad herausfinden könne oder vermutlich Kenntnisse davon habe, wo sich Marsalek aufhalte und er sich diesbezüglich erkundigen wolle“. Dass es dieses Gespräch zwischen ihm und dem früheren Kanzlerberater gab, hat De Masi in einer Eidesstattlichen Versicherung festgehalten.

Vad kam jüngst in die Kritik, weil es klang, als ob er russische Verbrechen in der Ukraine rela- tivierte. Glaubt man dem, was De Masi über ihn versichert, dann berät der Ex-General heute nach eigenen Worten auch einen umstrittenen österreichischen Immobilienunternehmer namens Cevdet Caner. Der bestreitet das. Aber sicher ist: Caner kennt Jan Marsalek, wenn auch laut eigenen Angaben nur flüchtig und über einen gemeinsamen Bekannten. In einem Mail- wechsel im September 2014 tauschte er sich mit dem Freund und Marsalek in vulgärem Ton („You fukkas“) über ein mögliches Treffen aus.

Stimmt es, dass Vad versuchte, beim Politiker De Masi Zweifel über den Aufenthaltsort Marsaleks zu streuen? Auf Anfrage bestätigt Vad, sich zweimal mit De Masi getroffen und „spekulative Mutmaßungen ausgetauscht“ zu haben – „über die Flucht und den möglichen Verbleib“ Marsaleks. Zu Details äußerte sich Vad nicht. De Masi fragt sich nun, ob es wohl „eine Wirecard-Connection im Umfeld unserer Sicherheitsbehörden“ gibt.

Auch Geheimdienstexperte Schmidbauer lenkte im Fall Marsalek in geheimer Sitzung im Bundestag den Verdacht weg von Moskau. (...)

 

Links:

  1. https://www.welt.de/politik/deutschland/plus238899933/Marsalek-die-Geheimdienste-und-die-Frage-wer-ihn-finden-will.html?icid=search.product.onsitesearch

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