Die Oligarchen lachen über Deutschland

04.03.2022

Vollständiger Artikel in der Wirtschaftswoche 

 

Fabio De Masi sagt: „Putins Oligarchen lachen sich schlapp.“ Der Deutsch-Italiener saß für die Linken zuletzt im Bundestag, hat sich intensiv mit Geldwäschebekämpfung beschäftigt und nennt Deutschland gern „Gangsta’s Paradise“. Warum? Etwa weil die italienische Mafia ihre Milliarden lieber hier als in der Heimat wäscht. Und weil viele Russen hier weitgehend ungestört in deutsches Betongold investieren können.

100 Milliarden Euro säubern Ausländer Jahr für Jahr in Deutschland,schätzten Experten wie De Masi bereits vor vier Jahren – ein Standortfaktor,der offensichtlich auch Putins Freunde angelockt hat.

/// KEIN HINTERHALT FÜR HINTERMÄNNER // .

Längst nicht alle Oligarchen präsentieren ihre Immobilien so offenherzig wie Usmanov am Tegernsee. Meist agieren sie im Verborgenen, über Strohmänner und verschachtelte Firmenkonstrukte. Der „wirtschaftliche Berechtigte“, so der Fachausdruck, ist für die deutschen Behörden so gut wie nicht zu ermitteln.

Beispiel Berlin. Am Kurfürstendamm klafft seit Jahren eine riesige Baulücke. Kräne, ein betagtes Hochhaus, Gruben. Das Areal liegt im Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf der Bundestagsabgeordneten LisaPaus. Die grüne Finanzexpertin versuchte 2018, den Eigentümer des geplanten Kudamm-Karees zu ermitteln. Ein russischer Oligarch, lautete der Verdacht. Doch bei den Recherchen offenbarte sich ein weltweit gespanntes Tarngeflecht. „Sprachlos“ sei sie zunächst gewesen, sagt Paus. Und trotz kriminalpolizeilicher Unterstützung konnten die Hintermänner nicht gerichtsfest ermittelt werden.

Die Bundesländer sind für die Überwachung des Grundstückmarktes zuständig und die Zustände dort laut De Masi katastrophal. Das „Transparenzregister“ werde seinem Namen nicht gerecht. Und die Grundbücher seien noch immer nicht digitalisiert. Automatisierte Abfragen? Unmöglich. Und was seit Jahren verbummelt wurde, lässt sich jetzt plötzlich kaum aufholen.