Spiegel: »Vielleicht kann ich ein Zeichen setzen an meine Partei: Hinterfragt euch!«

Ein Interview mit Fabio De Masi

09.04.2021

Spiegel: »Vielleicht kann ich ein Zeichen setzen an meine Partei: Hinterfragt euch!«

 

"Zwei der profiliertesten Linken ziehen sich zurück: Fabio De Masi und Stefan Liebich kritisieren, dass in ihrer Partei der Kampf um Einfluss und Posten wichtiger geworden sei als der Streit über Inhalte.

De Masi, 41, sitzt seit 2017 für die Linke im Bundestag. Er ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender und gilt als ausgewiesener Finanzexperte. Diesen Ruf hatte sich der Parteilinke bereits als Abgeordneter im Europaparlament erarbeitet, dem er drei Jahre lang angehörte. 

Liebich, 48, ist einer der führenden Reformer der Linken. (...)

SPIEGEL: Herr De Masi, Herr Liebich, Sie verlassen beide den Bundestag. Hören Sie auf, wenn es am schönsten ist oder weil es so unschön ist?

De Masi: Es ist derzeit sehr spannend: der Wirecard-Untersuchungsausschuss, die Maskendeals, das Ende der Ära Merkel. (...)

SPIEGEL: Herr De Masi, bei den Linken wimmelt es nicht vor Finanzexperten. Brauchen die Genossen Sie nicht?

De Masi: Politik ist ein Mannschaftssport. Eine Linke, die zwar den Kapitalismus kritisiert, sich aber für Wirtschaft nicht interessiert, ist wie ein Kfz-Mechaniker, der den Motor nicht versteht.

SPIEGEL: Bei der Linken galten Sie als Männer mit Zukunft, als potenzielle Partei- und Fraktionschefs. Was sagt das über die Linke, dass Sie jetzt aufhören?

De Masi: Was bringen schöne Steilpässe, wenn der Ball im Strafraum verhungert und andere Eigentore schießen? Vielleicht kann ich ein Zeichen setzen an meine Partei: Hinterfragt euch! (...)

SPIEGEL: Liegt es allein an Machtkämpfen, dass die Linke nicht vorankommt?

De Masi: Nein. Viele Leute finden eine Vermögensabgabe für Milliardäre oder das Verbot von Parteispenden von Unternehmen richtig – aber sie trauen uns nicht.

SPIEGEL: Warum nicht?

De Masi: Es wird bei uns oft eine abgehobene Sprache gesprochen. Das spüren die Leute. Millionen Frauen mit Niedriglohn sind oft Respektlosigkeit von männlichen Chefs ausgesetzt, aber auch eine Kassiererin spricht nicht immer politisch korrekt (...)"

Das ganze Interview auf Spiegel.de