Stuttgarter Nachrichten: Hochkriminelle Geschäfte im Schattenreich

Eine Presseschau mit Fabio De Masi

28.10.2020

Stuttgarter Nachrichten: Hochkriminelle Geschäfte im Schattenreich[1]

 

"Wo ist Jan Marsalek? Medienberichten zufolge hält er sich auf einem Anwesen westlich von Moskau auf, in der Obhut des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht. Der 40-jährige Österreicher ist die Hauptfigur des Finanzskandals beim Zahlungsdienstleister Wirecard – er soll den Milliardenbetrug mitorganisiert haben. Erklärbar ist seine rasche Flucht nur mit der Unterstützung von Geheimdiensten. 

"Vieles spricht dafür, dass Wirecard für Nachrichtendienste interessant war“, sagt der FDP-Bundestagsabgeordnete Florian Toncar. "Das wäre auch eine plausible Erklärung dafür, warum Marsalek so einfach untertauchen konnte.“ Der Böblinger Liberale bildet mit Fabio De Masi (Linke) und Danyal Bayaz (Grüne) die eng kooperierende Speerspitze der Aufklärer im Untersuchungsausschuss, der an diesem Donnerstag erstmals nach der Konstituierung am 8. Oktober tagt. "Boygroup“ werden die drei Obleute ihrer Parteien von der Konkurrenz despektierlich genannt. (...)

Viele Spuren führen zum österreichischen Inlandsgeheimdienst. Laut "Süddeutscher Zeitung“ soll sich Marsalek am 18. Juni, dem Tag seiner Freistellung, mit einem früheren Abteilungsleiter des Dienstes beim Italiener in der Münchner Innenstadt getroffen haben. Hat der Österreicher ihm Tipps für eine Flucht von Wien über Minsk nach Russland gegeben?

"Die Bundesregierung hat keine Kenntnisse über registrierte Grenzübertritte von Herrn Jan Marsalek“, schreibt das Innenministerium auf Anfrage des Linkspartei-Abgeordneten Fabio De Masi. Der erkennt eine "Achse“ Berlin–München–Wien. Es würde ihn sehr überraschen, wenn die Dienste einen "Geheimdienst-Fan“ wie Marsalek und die Finanzdaten von Wirecard nicht gerne genutzt hätten. (...)

Im August und September 2019 hat sich Fritsche im Kanzleramt für Wirecard eingesetzt. "Ein Ex-Geheimdienstkoordinator wird für einen ausländischen Geheimdienst tätig, den der deutsche Verfassungsschutz wegen des damaligen FPÖ-Dienstherrn als nicht mehr zuverlässig einstuft – und das Kanzleramt juckt das nicht. Dann lobbyiert er für Wirecard. Das ist doch ein sehr eigenwilliges Verständnis davon, seinem Land zu dienen“, urteilt der Linkspartei-Aufklärer De Masi. "Ich finde es pflichtvergessen, wenn ein Geheimnisträger überall dort, wo es schmutziges Geld gibt, aktiv wird.“ Die Zusammenhänge machten ihn "zumindest hellhörig“. (...)"

 

 

 

Links:

  1. https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.fall-wirecard-ein-agententhriller-hochkriminelle-geschaefte-im-schattenreich.af3eebbf-1024-4a82-b846-3c889e17942a.html?reduced=true