WELT: Christine Lagarde tritt Amt als neue EZB-Präsidentin an

Wechsel an Zentralbank-Spitze von Protesten begleitet. Eine Presseschau mit Fabio De Masi

01.11.2019

WELT: Christine Lagarde tritt Amt als neue EZB-Präsidentin an

"Christine Lagarde hat offiziell ihre Arbeit als Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) angetreten. Das teilte die EZB am Freitag in Frankfurt am Main mit. Die Französin Lagarde war am 18. Oktober vom Europäischen Rat für eine Amtszeit von acht Jahren ernannt worden. Ihre Amtsübernahme wurde von Protestaktionen begleitet.

Lagardes Vorgänger Mario Draghi, der ebenfalls acht Jahre an der Spitze der EZB stand, hatte die Amtsgeschäfte bereits am Montag symbolisch bei einer Feierstunde an Lagarde übergeben. Die neue Präsidentin hat angekündigt, sie wolle die Spaltung im EZB-Rat wegen der Geldpolitik überwinden. Zudem will die 63-Jährige das Themenspektrum der EZB um gesellschaftliche Fragen wie Klimapolitik und Frauenförderung erweitern.  (...)

Scharfe Kritik an der EZB-Politik äußerte der Familienunternehmer-Verband. Das Anleihenkaufprogramm der Zentralbank sei eine "üble Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Konzerne", sagte dessen Präsident Reinhold von Eben-Worlée der Zeitung "Die Welt". Der weitere Anleihenkauf "gefährdet den deutschen und europäischen Mittelstand", warnte er weiter.  

Aus anderen Gründen kritisch zur Politik der EZB äußerte sich der Linken-Fraktionsvize im Bundestag, Fabio de Masi. "Das billige Geld der EZB hat wegen der unzureichenden öffentlichen Investitionen die Börsen befeuert, nicht die reale Wirtschaft", erklärte er in Berlin. Er forderte die Zentralbank auf, Investitionen gegen den Klimawandel anzuschieben und Vollbeschäftigung zu unterstützen."