Die Zeit: Tödlicher Sand

Eine Presseschau mit Fabio De Masi zum Sandabbau und den Morden an Journalisten in Indien

20.06.2019

Die Zeit: Tödlicher Sand[1]

"Vier Journalisten sind in den vergangenen Jahren in Indien getötet worden. Sie recherchierten alle zum selben Thema: Sand. Wir erzählen ihre Geschichten weiter. (...)

2013 beschlossen die Behörden von Tamil Nadu, gegen den illegalen Abbau von Sand vorzugehen. Sie verboten privaten Firmen den Abbau und den Transport von Sandmineralien. Die Firmen wiederum zogen gegen das Verbot vor Gericht; das Verfahren läuft bis heute. Und das Geschäft florierte weiter. Trotz des Verbots exportierten private Minenfirmen zwischen 2013 und 2016 mehr als zwei Millionen Tonnen Mineralien von Indien aus ins Ausland, das geht aus Gerichtsdokumenten hervor, die Forbidden Stories vorliegen. Auch nach Deutschland wurden in diesen Jahren tonnenweise wertvolle Mineralien verschickt, trotz des Verbots, trotz der Umweltschäden. Erst im November 2016 setzte die Zollbehörde des Hafens von Thoothukudi das Verbot durch und blockierte weitere Exporte. Der Import aus Indien nach Deutschland sackte daraufhin ab: etwa von fast 15.000 Tonnen Granat in 2016 auf nur noch knapp 4.000 Tonnen in 2017. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken hervor, die der ZEIT vorliegt. 

Es gibt nur eine deutsche Firma, die laut Bundesregierung von der Durchsetzung dieses Verbots betroffen ist: die Ampeco Gmbh aus Dinslaken. Nach der Blockade seiner Ladungen wandte sich der Geschäftsführer von Ampeco an das deutsche Generalkonsulat in Chennai. So steht es in internen Unterlagen und Mails, die Forbidden Stories über eine Anfrage nach Informationsfreiheitsgesetz vom Auswärtigen Amt erhielt. Und die deutschen Diplomaten halfen tatsächlich: Sie sprachen bei den indischen Behörden vor, ein Vertreter der deutschen Botschaft in Delhi begleitete Ampeco zu einem Treffen mit Vertretern des indischen Wirtschaftsministeriums und des Bergbauministeriums. Beide Termine seien produktiv verlaufen, notierten die Diplomaten später in einem Sachstandsvermerk, "Botschaft unterstützt die Firma beim Entwerfen eines Schreibens an Minister".

Auf schriftliche Fragen der ZEIT zu den Importen und den Gesprächen antwortete Ampeco in den vergangenen Wochen nicht. Stattdessen forderte das Unternehmen in einem Schreiben die Herausgabe sämtlicher Informationen über Ampeco und seinen Geschäftsführer. Fragen wollte dieser nicht beantworten. In einer Petition an die indische Regierung beklagte sich Ampeco über die Blockade des Sandexports, die aufgrund von Gerüchten über das Fehlverhalten Einzelner zustande gekommen sei. Die Bundesregierung teilte in ihrer Antwort auf die Anfrage mit, sie achte darauf, dass "Aspekte der Menschen- und Arbeitnehmerrechte sowie des Umweltschutzes im Rahmen der Außenwirtschaftsförderung beachtet und gewahrt werden". Fabio De Masi, Bundestagsabgeordneter der Linken, kritisiert die Bundesregierung: Wirtschaftsförderung dürfe es nicht ohne klare Regeln geben. "Es muss sichergestellt werden, dass Lieferketten verbindlich reguliert und mit wirksamen Sanktionsmechanismen versehen werden."

 

 

 

Links:

  1. https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-06/indien-sandminen-journalisten-green-blood-project/komplettansicht