Welt: „Lohndrücker sind unerwünscht“

Eine Presseschau mit Fabio De Masi zum neuen Amazon-Standort in Hamburg

09.05.2019

Welt: „Lohndrücker sind unerwünscht“

"Amazon hat in Hamburg ein neues Verteilzentrum eröffnet. Von dort liefert der weltgrößte Onlinehändler täglich 50.000 Pakete aus. Doch zu welchen Bedingungen, hinterfragen die Linken und die Gewerkschaft.

Man sei ein bisschen spät dran mit der offiziellen Eröffnung, gesteht Bernd Gschaider. Doch der Direktor von Amazon Logistics in Deutschland hat einen, so betont er, guten Grund, als er die geladenen Gäste am Donnerstag in Hamburg im neuen Verteilzentrum des weltgrößten Onlinehändlers begrüßt: „Für uns ist das Weihnachtsgeschäft heilig, da wollen wir die Mannschaft vor Ort in keinster Weise ablenken.“ (...)

Bekannt ist in der Branche aber auch, dass etablierte Dienste wie Hermes, DHL oder DPD nicht mehr alle Sendungen von Amazon übernehmen können oder wollen – weil sie die Menge nicht mehr bewältigen und die Großkundenpreise so niedrig sind, dass der Auslieferer kaum noch daran verdient. Seither fürchten auch die Gewerkschaften um die Arbeitsbedingungen der Boten. Die Sorge bezieht sich zudem auf die Löhne der Beschäftigten von Amazon. (...)

Aus Sicht des Hamburger Abgeordneten und Vizefraktionschefs der Linken im Bundestags, Fabio De Masi, darf Amazon den Hafen der Hansestadt nicht zur tariffreien Zone machen: „Die Beschäftigten bei Amazon gehören wie bei Otto in den Einzelhandelstarif.“ Laut De Masi gibt es Berichte, wonach Amazon gezielt Menschen mit geringen Deutschkenntnissen anwirbt, um die Organisation der Beschäftigten zu erschweren.

„Die Sprache des Arbeitskampfes ist manchmal die einzige Sprache, die Amazon versteht“, betont der Linke-Politiker. Demnach dürfe Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) „Amazon nicht die Schokoladenecken von Hamburg anbieten, ohne klarzumachen, dass Lohndrücker unerwünscht sind“."