Hamburger Abendblatt: "Haben Sie schonmal fremdgewählt?"

Von der Jugendsünde bis zum Lieblingsort vo in Hamburg: Das Abendblatt hat Fabio De Masi gefragt, was ihn geprägt hat, wen er bewundert und was seine politischen Ziele sind.

25.09.2017



Frage 1: Was wollen Sie für Hamburg im Bundestag erreichen?

"Ich streite für mehr bezahlbaren Wohnraum und armutsfeste Renten. Hamburg braucht aber auch Mindestpersonal in der Pflege wegen der Renditehaie von Asklepios. Und wir müssen bei den Investitionen in Bildung bei unseren skandinavischen Nachbarn abschreiben. Die Wilhelmsburger müssen zudem wirksamer vor Krankheiten durch die „Katzenkocherei“ bei den Ölwerken geschützt werden."

Frage 2: In welchem Themengebiet wollen Sie sich besonders engagieren?

"Meine Themen sind Wirtschafts- und Finanzpolitik: Die Krankenschwester, der Handwerker oder der Taxifahrer zahlen mehr Steuern auf ihr Einkommen als Apple, Google & Co. Wir müssen mehr öffentlich investieren, statt Autobahnen zu verramschen."

Frage 3: Warum sollen die Menschen Sie wählen?

"Die Menschen sollen sich auch selbst einmischen. Denn eine andere Politik kann man nicht bestellen wie bei Amazon. Wir nehmen keine Parteispenden von Konzernen an. Ich habe als
Einziger von 96 deutschen Europaabgeordneten meine Steuererklärung veröffentlicht und vergesse nicht, wo ich herkomme. Ich werde im Unterschied zu FDP und Grünen Merkel nicht wählen und bin kein Brandstifter in Nadelstreifen."

Frage 4: Haben Sie schon einmal eine andere Partei gewählt, als die, für die Sie kandidieren? Und welche war(en) das?

"Ja, SPD. Jugendsünde."

Frage 5: Welcher Politiker hat Sie am stärksten geprägt und warum?

"Mich haben vor allem bescheidene Menschen geprägt, die in dunklen Zeiten Rückgrat hatten. Ich bin Generation Kohl, aber mich hat Willy Brandt beeindruckt."

Frage 6: Welche historische Leistung bewundern Sie am meisten?

"Der Frieden zwischen Deutschland und Frankreich ist eine große Leistung. Der Sozialstaat war ein Erfolgsrezept, das leider mutwillig zertrümmert wurde."

Frage 7: Was kann Hamburg von Berlin lernen und umgekehrt?

"Ich habe gehört, die Berliner Polizei feiert besser. Nein, im Ernst. Wenn wir Geld bei Baukosten wie der Elbphilharmonie verbrennen, wird die Baustelle wenigstens fertig. Ich liebe Berlin – besonders die Autobahnabfahrt nach Hamburg."

Frage 8: Wie lautet Ihr politisches Motto?

"Nicht käuflich: Sozial gerecht, mehr Umsatz für alle."

Frage 9: Welche Entscheidung des letzten Bundestages war für Sie die wichtigste?

"Die Einführung des Mindestlohnes. Ein Erfolg der Linken. Wer jedoch 45 Jahre zum Mindestlohn schuftet, landet trotzdem in der Altersarmut."

Frage 10: Ihr Lieblingsort in Hamburg?

"Der Freihafen. Da gibt es so viel zu entdecken. Und nachts Erikas Eck. Der beste Filterkaffee der Stadt. Und das, obwohl ich mit fünf meinen ersten Espresso trank."