Manolis Glezos, ein Freund auf den ich stolz bin

Eine Videobotschaft vom griechischen Widerstandskämpfer Manolis Glezos

23.01.2017

Es gibt nicht Vieles, auf das ich stolz bin. Auf meinen Sohn und auf einfache Menschen, die auch in dunklen Zeiten Mut beweisen. Ein solcher Mensch ist der griechische Autor und Widerstandskämpfer Manolis Glezos – mittlerweile 94 Jahre alt.

Mit 18 Jahren entfernte er die Naziflagge von der Akropolis und wurde über Nacht zum Symbol des griechischen Widerstands gegen die faschistischen Besatzer. Er wurde zum Tode verurteilt und gefoltert. Sein jüngerer Bruder Nikos wurde später von Nazischergen verhaftet und hingerichtet. Nur seine Mütze blieb, in die er einen letzten Gruß an seine Mutter schrieb: "10.5.1944 Teure Mutter. Ich küsse und umarme Dich. Heute werde ich hingerichtet. Gefallen für das griechische Volk."

Ich besuchte im letzten Sommer Manolis auf Naxos, nachdem er sein Mandat als Abgeordneter im Europaparlament aus Altersgründen aufgab. Wir gingen gemeinsam zu einem Konzert zur Unterstützung von Flüchtlingen in Griechenland. Er zeigte mir die Bibliothek, die er im Andenken an seinen Bruder betreibt und deren Personal er mit Spenden finanziert. Manolis ist in Griechenland ein Held. Jeder, der ein Foto mit ihm möchte, muss für die Bibliothek in einen Beutel spenden, den er immer mit sich führt. Manolis ist auch Geologe und führte meinen Sohn durch das Naturkundemuseum seines Dorfes, für das es keinerlei staatliche Gelder gibt. Mein Sohn verstand noch nicht wirklich, wer Manolis war, aber er war stolz mit diesem alten und offenbar wichtigen Menschen das Dorf zu erkunden und trennte sich keinen Meter von ihm. Der alte Mann vermag es, jedes Kind in seinen Bann zu ziehen.  Während wir in der Hitze schlapp machten, war uns Manolis trotz seines Alters immer einen Schritt voraus.

Bis heute kämpft Manolis gegen die verheerende Euro- bzw. Kürzungspolitik in Griechenland. Er kämpft auch für Reparationen für die Zwangskredite und Plünderungen Griechenlands während der faschistischen Besatzung durch Deutschland. Dafür reiste er auch einst nach Hamburg, wo hunderte Menschen zu einer Veranstaltung mit ihm kamen. Ein Zuschauer fragte ihn, ob er nicht für die Konfiszierung der Goethe-Institute in Griechenland sei, wenn die Bundesregierung Entschädigungenablehne. Manolis (ein Verehrer Goethes) antwortete: "Niemals würde ich die Literatur und die Kultur eines Landes beschlagnahmen. So etwas tun nur Faschisten!"

Aus Dank für meinen Besuch in sein entlegenes Dorf und die Unterstützung aus Deutschland für seinen Kampf um Frieden und Gerechtigkeit hat mir Manolis einen Gruß per Video geschickt. Das Video hat mich sehr gerührt und daher möchte ich diese - sehr persönliche Botschaft - mit Euch teilen. Denn es ist ein Privileg diesen Mann und Zeitzeugen zu kennen.

Ein Freund, auf den ich stolz bin!